Willkommen auf der Homepage von Claudia Kastl-Giuliani, Brannenburg

Ausstellungen

Ich nehme von Zeit zu Zeit an lokalen Ausstellungen teil und gestalte Einzelausstellungen wenn es sich gerade ergibt. Ansonsten bin ich mit der Malgruppe St. Margarethen unterwegs.


Ich male weiter.
Unsäglich langweilige, unprätentiöse Landschaften mit Wasser und Farbe, Aquarell eben. Lasse mich von einem Fesselballon, der sich Kunst nennt, in die Luft heben. Viel heiße Luft, losgelöst, aber eine Fessel eben. Dabei lese ich Terese Präauer und glaube, dass sie mehr von Kunst versteht als jeder Künstler. Frage mich, warum sie ihren Überflieger Jean in „Jonny und Jean“ aus dem Fenster springen lässt. Weil er erfahren musste, dass Kunst nichts ist, gemacht wird, nicht von ihm als Künstler, Künstler sind, im Glücksfall, gesponserte Materialverbraucher, oder?
Ich lebe nicht mehr alleine. Ich lebe ein Klischee: die vereinsamte, alte Frau und ihre geliebte Katze. Patterson und Findus in weiblich, Nicht ganz freiwillig. Sie ist mir zugeflogen, nachdem sie auf den Feldern ein Bein an den Kreiselmäher verloren hat. Ich habe sie gesund gepflegt,  der Tierarzt hat den Stumpf fachgerecht versorgt . Ihr fehlt nichts mehr als die Freiheit. Freiheit, die sie nicht mehr bewältigen kann. Sie kann springen, einen Meter etwa, mit Hilfen aufs Fensterbrett, Sie kann nicht mehr klettern, auf keinen Baum, wenn der Fuchs , der Dachs oder der Hund durch das Grundstück streifen. Weiß sie es, wird sie deshalb depressiv? Weil ich , ihr Türöffner, nicht funktioniere? Sie sucht meine Nähe, wie ich ihre suche. Sie frisst, ist sehr reinlich und probiert schon mal die Krallen an mir aus, aber sie sitzt eben auch viel auf dem Fensterbrett und schaut, und schaut.
Ich sitze auch viel, manchmal draußen, und schaue, schaue, dann freue ich mich wieder zu Hause zu sein, ich habe eben gelernt alleine zu sein, jetzt zu zweit.
Ich nenne sie Mausi, obwohl sie Miku heißt. Ihr ist es egal, komm versteht sie, oder auch nicht, kommt auf die Spiellaune an. Ich erzähle ihr viel und sie sagt :“Mau, Mau“.
Fünf niedliche Plüsch- und Sisalmäuse, drei Kratzbäume, lecker Dosenfutter , natürlich nur die eine Lieblingssorte und drei Trinkgelegenheiten einschließlich Trinkbrunnen  stehen ihr zur Verfügung. Aber nein, die scharfen Krallen schlägt sie am liebsten in meinen Wohnzimmertisch. In dessen gedrechselte Beine natürlich. Wie gut, dass meine Kinder nicht auf selbst gezimmerten Barock stehen. Die Krallen mag ich ihr nicht stutzen weil sie an manchen Tagen das arme behinderte Kätzchen mimt, das lieber am Kletterturm hoch kriecht statt zu springen und dazu braucht man Krallen.
Nachts schläft sie bei mir, im Doppelbett auf der Seite meines verstorbenen Mannes. Im großzügigen Hundebett. Sie ist rücksichtsvoll, verhält sich ruhig, obwohl sie sicher manchmal denkt:, welcher Bär schnorchelt da neben mir? Ab und zu muss sie im Flur ihre Mäuse bewegen, auch Nachts.
Dann befallen sie , bevorzugt abends,  Rappelminuten. Sie fetzt durch die Wohnung, bespringt einen Kratzbaum, hechtet übers Sofa und grollt wie ein böser Hund. Wenn ich nicht wüsste , dass sie es ist, mein liebes Kätzchen, würde ich mich fürchten.
Sie ist zu meiner Katze geworden, obwohl sie sicher denkt ich wäre ihr Kater, oder so. Jedenfalls legt sie sich gern auf den Rücken und lässt sich den Bauch massieren. Nur kurz, dann kommen die Krallen. Ich bin schneller und bringe mich in Sicherheit. Natürlich weiß ich, dass eine Katze der beste Spielgefährte für eine Katze wäre, aber sie ist das was man Einzelgängerin nennt. Sie hatte in ihrem früheren Leben, ohne Behinderung , einen Bruder und duldete schon da keine Nähe. Fauchen , Kratzen und Beißen  gehörten zum Alltag. So nach dem Motto an mich kommt nur mein Lieblingsmensch und mein Futter.
2025
Nach fast einem Jahr habe ich entdeckt, dass der ganze  Aufwand mit Spielzeug buchstäblich für die Katz war. Mausi hat einen ganz einfachen Geschmack . Sie hat ein langes, geringeltes Band   entdeckt. Das ziehe ich jetzt ständig hinter mir her und sie springt , tritt darauf und hat ihren größten Spaß damit, ein harmloser Wurm also und der muss daran glauben. Ansonsten ist sie sehr ängstlich. Der Kreiselmäher auf der Nachbarwiese treibt sie in den Wahnsinn oder unters Bett. Der Staubsauger in der Wohnung darf nur brummen wenn sie gleichzeitig in den Keller darf. Von Bällen, Rasseln, Töpfen und Pfannen hält sie sich fern und das ist gut so. Wir kommen prächtig zu recht.
Die Malerei liegt auf Eis. Erstens weil wir Mädels, jedenfalls der noch vorhandene Rest unserer Malgruppe, mit Altersbeschwerden kämpfen und dann die lästige Fahrerei. Wir treffen uns natürlich noch ab und zu, lassen  alte Zeiten gackernd auferstehen, toll, aber eben zu selten.
Da fällt mir ein:
Fürbitt oder das Gfrett mit den Wünstlerbuildln
Ja, ja
Zum Wegwerfen zu schad
Zum Sammeln zu fad
Für ein Reibach zu stad
Insgesamt aber a Schau
Des woaß i als Maler genau
Drum mach dass ois stimmt
Bevor der Boandlkramer kimmt.
Ich spüre meine Wurzeln im Südtirolerischen, eingedeutscht. Auch meine Geschwister haben es nicht geschafft echte Italiener zu werden aber es ändert sich etwas. Die Enkelgeneration ist aufgeschlossen was Mischehen betrifft und toleriert auch den gelegentlich mangelnden Willen der Italiener sich dem deutschen Kulturgut an zu nähern.
Ich freue mich  täglich , dass es den acht verbliebenen Geschwistern mit Anhang noch gut geht, Ein – zwei Mal im Jahr gibt es ein Treffen in Südtirol an dem jetzt altersbedingt meine Schwestern aus Euskirchen und Perugia  nicht mehr anreisen können, zu weit ist der Weg. Hoffentlich schaffen wir es noch lange um Beerdigungen herum zu kommen.
Alt werden ist nichts für Feiglinge, Zitat Kuhlenkampf. Das eigene Alter, kann man auch gut an den Kindern messen. Nicht weil sie selbst nicht mehr die Jüngsten sind, sie kümmern sich mehr, fragen häufiger nach und freuen sich auch ehrlich, wenn alles noch einigermassen klappt. Man selbst verschleiert ein bisschen, dass man nicht mehr gern auf Leitern steigt die höher als zwei Meter sind, dass man mit dem Carvingschwert nur noch kleinere Stämmchen absägt und im Laden auch mal vergessen hat was dringend gekauft werden müsste. Man hämmert eben lieber unnütze Worte in den PC , spielt Wordament und Solitaire , als zwei Posten auf einen Einkaufzettel zu kritzeln.
Die Zeitung, der tägliche Begleiter wird auch nicht praktisch und Papier sparend online gelesen, lieber zieht man sich Fakten und alternative Fakten mit Brille rein und fragt sich : warum lernt die Menschheit nicht? Warum trachtet die Hälfte davon sich gegenseitig aus zu löschen um sich anschließend auf den Trümmern fremder Kulturen neu zu erfinden und der Rest will sich verzweifelt fort  pflanzen.
Bald sind vorgezogene Wahlen und gerade die Gebiete Deutschlands, die die schlimmsten Erfahrungen mit Diktaturen gemacht haben scheinen partout wieder eine zu wollen.
Nach den Wahlen müsste ich mich mit meinem Sechsundsiebzigsten auseinandersetzen. Die Kinder fragen wie immer : Was wünscht Du Dir? Frieden oder was? Aber ja auch das und dass ihr für jedes Stück, das ihr zu mir bringt auch eines wieder mitnehmt. Hat zwar noch nie geklappt , ich sitze auf mehreren Puppen, vielen Spielen und einigen Möbeln die meinen Kindern gehören, jetzt auch auf einem geliebten Haustier mit Zubehör, das ich keinesfalls zurückgeben möchte. Meine Enkelin kommt zu mir um mit ihrer Katze  zu schmusen und das freut mich ungemein.
Ein wenig Interesse am Hausstand besteht lediglich für Elektronik.
Meine Enkel sind jetzt achtzehn, vierzehn und zwölf Jahre alt, da gilt man als Oma, mit eingeschränkter Kompetenz was Schule, Sport und Beziehungen betrifft. Trotzdem diskutiere ich gern mit dem Ältesten über Politik, Suizid, Zukunft und Familie. Auch kontrovers aber durchaus mit festen Standpunkten, was Krieg und Frieden, Selbstbestimmung bis in den Tod und Grenzen der Selbstverteidigung betrifft. Allerdings ohne meinen früheren Willen um jeden Preis zu überzeugen.
Was mein letztes Kind mit Fell betrifft habe ich in Punkto Erziehung aufgegeben. Wenn meine Mausi mir einen Tisch aufarbeitet, dann ist das eben ein sehr geringer Preis für den Entzug der Freiheit. Sie ist eifrig bestrebt mir zu beweisen, dass sie noch jede Maus zum Tausch gegen Trockenfutter erlegen kann. Sie versucht sich sogar mit dem fehlenden Bein hinter den Ohren zu kratzen, es zuckt dann. Das heißt: Sieh ich bin vollkommen.
Also meiner Mausi stehen genau vier Fensterbretter zur Verfügung, mit Liegedecke und freien Ausblick nach Süden, Osten und Norden und zusätzlich eines mit Fensterläden aber dafür mit Sehschlitz und Frischluft zum Schnuppern was da kreucht und fleucht und fliegt. Westen geht nicht. Da wohnt der Nachbar mit Jagdhund.
Jetzt ist Frühling und ich kann ihr die Frühlingsgefühle nicht ausreden. Sie spurtet von Fensterbrett zu Fensterbrett, frisst weniger und spricht mit mir . Schmus, Miau, lass mich raus , Miau. Ich sage da draußen wohnen Füchse, Jagdhunde, Marder, Dachse und vielleicht auch gute Menschen die dreibeinige Katzen ins Tierheim bringen oder töten müssen weil sie so leiden. Sie scheint es zu verstehen, setzt sich auf mich und schnurrt.
Ja und was macht Wunst? Wen zitiere ich da. Ehrlich gesagt ich weiß es nicht. Wo habe ich gelesen, dass Kunst von Können kommt, also von einem abgeschlossenen Kunststudium mit Akademieconnection. Gemeint ist wohl eine akademisch ausgebildete, anerkannte Spürnase für Mainstream und Vermögen. Wunst kommt wiederum von Wollen, also wohl einem ausgeprägten Sinn dafür was einem selbst gefallen könnte, was man als Prolet selbst besitzen will , sofern man es könnte. Einen ähnlichen Text muss ich wohl in einer Kunstzeitschrift aufgeschnappt und oh Gott, völlig  fehlinterpretiert haben. Ich konnte mich früher Stunde um Stunde mit derlei Lektüre beschäftigen. Habe Künstlerbiographien wie das Evangelium gelesen. Und wozu? Ja nur um Wunst zu machen.
Heute beschmuse ich meine Katze und schreibe Blödsinn, für mich um mich aufzuheitern. Sentimentalen Frauenkram eben. Wenn man kreativ sein will und die Reproduktionstechniken abgelegt hat, dann ist das nach Wunst die zweite Möglichkeit. Sonst bleibt nur Haushalt und ein bisschen in karitativen Einrichtungen mit  zu schnabeln, oder wird man da jenseits von gut und böse noch ernstgenommem? Eigentlich denke ich, dass die dann versuchen mich zu betreuen, jedenfalls intensiver als ich in der Lage wäre Künstler, Behinderte, Fundtiere, sozial Abhängige , Sportbegeisterte oder mehr zu unterstützen. Ergibt das Sinn? Seit Corona blicke ich da nicht mehr durch. Meine Mausi sagt : Miau. bleib bei mir zu Hause und alles wird gut.
Meine Tochter sagt: „Hättest Du Lust mit mir nach Südtirol, mit  dem Bus , nur für einen Tag?“ Sie ist ein Muster an freundlicher Zurückhaltung und liebenswürdiger Fürsorge. Im Grunde meint sie : Das kann man mit Dir nicht machen, dich mit einer Katze einsperren . Ich sage :“ Toll, das machen wir.“ Und freue mich. Vorher muss ich noch meinen Sohn informieren, dass er am Nachmittag Mausi betreut und meine Geschwister informieren, dass ich all jene, die Zeit haben gern in Südtirol sehen möchte. Dabei frage ich mich, ob ein liebes Kind, das selbst in Arbeit ertrinkt, weil es vollzeitbeschäftigt ist, nebenher einen Haushalt Mann und Sohn versorgt nicht nur aus Mitleid auf derlei Ideen kommt. Hätte ich Nein sagen sollen?